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Indonesische Demokratie macht Fortschritte

Wählerin in IndonesienDer indonesische Präsident hat viel zu tun
24.10.2014

Die Amtsübergabe des neuen indonesischen Präsident Joko Widodo ging friedlich über die Bühne – ein Fortschritt, konstatierte der Indonesienexperte der Stiftung, Moritz Kleine-Brockhoff. Alle noch lebenden Amtsvorgänger und sogar der unterlegene Konkurrent Widodos, Parbowo Subianto, wohnten der Zeremonie bei. Trotz dieser positiven Entwicklungen stehe Widodo vor großen Herausforderungen, gab Kleine-Brockhoff zu bedenken.

Joko Widodo, der sich Jokowi nennt, feierte nach seinem Eid zwei Premieren: Er fuhr in einer offenen Pferdekutsche zum Präsidentenpalast und veranstaltete auf dem Unabhängigkeitsplatz neben dem Palast eine Party, bei der mehr als 100.000 Menschen bis tief in die Nacht feierten. Der ehemalige Möbelhändler Jokowi ist der erste Präsident des Landes, der aus einfachen Verhältnissen stammt.

„Jokowi ist es sensationell gelungen, in das geschlossene System einzudringen und ganz nach oben zu kommen. Als Präsident will er nun Missstände anpacken. Er gilt als unbestechlich und wird die gefürchtete Anti-Korruptionsbehörde unterstützen, die reihenweise Politiker aller Parteien hinter Gitter bringt“, führte der Stiftungsexperte aus.

Korruption, Umweltverschmutzung, Gesundheit: Jokowi hat viel zu tun

Die Probleme Indonesiens, die dringend der Aufmerksamkeit des neuen Präsidenten bedürfen, sind allerdings groß, unterstrich Moritz Kleine-Brockhoff. Der Rohstoffreichtum des Landes spült viel Geld in die Kassen, das Konsum, Wachstum und eine Mittelklasse schaffe. Kleine-Brockhoff gab zu bedenken: „Indonesien produziert zu wenig. Jobs mit Aufstiegschancen sind rar. Die Hälfte der Menschen, also etwa 125 Millionen, verharrt in der Nähe der nationalen Armutsgrenze.“

Das Wachstum komme jedoch vor allem der indonesischen Elite zugute, erklärte Kleine-Brockhoff, Projektleiter der Stiftung für die Freiheit in Indonesien. Korruption und Oligarchie in Wirtschaft und Politik verhindern einen leistungsorientierten Wettbewerb. „Das Militär hält sich immer noch für einen Staat im Staat. Die Infrastruktur ist eines G-20-Staates unwürdig. Bildung und Gesundheitsversorgung sind mangelhaft, Umweltzerstörung erschreckend“, kritisierte der Stiftungsexperte.

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