HAUPT: Nationales Präventionsprogramm gegen Internet-Suizidforen
BERLIN. Zum offenbar in einem Internet-Suizidforum verabredeten Selbstmord zweier Jugendlicher im Berliner Grunewald erklärt der jugendpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Klaus HAUPT:
Der schreckliche Doppelselbstmord im Grunewald macht ein bisher in der Öffentlichkeit noch zu wenig bewußtes Problem virulent: Die Entwicklung der Suizidforen im Internet. Wenn jetzt ein Zusammenhang mit einer Tatort-Folge im öffentlich-rechtlichen Fernsehen herzustellen ist, gibt dies zusätzlichen Anlaß zur Sorge und zu der Frage, ob das Thema Jugendmedienschutz nicht noch sensibler und entschlossener angepackt werden muß.
Schon seit einigen Jahren kann man mit zwei Mausklicks im Freitod-Chat landen - und dort ist es schwer einzuschätzen, wer sich nur aus Neugier an diesen Foren beteiligt und welche Beiträge aus großer seelischer Not resultieren. Hier muß Hilfe geboten werden! Wir dürfen die jungen Menschen mit solchen Nöten auch im Internet nicht allein lassen.
Es muß endlich ein nationales Suizid-Präventionsprogramm geben. Andere Länder - etwa Finnland, Norwegen, Österreich und die USA - sind da schon weiter als Deutschland. Die Frage ist, wie ein die Zielgruppen erreichendes, professionelles niederschwelliges Beratungsangebot im Internet für selbstmordgefährdete Jugendliche aufgebaut werden kann. Auch die Bestrafung von Ermunterung und Behilfe zum Selbstmord, wie diese Foren sie liefern, ist ein großes Problem.
Die Kinderkommission des Bundestages hatte zu diesem Thema vor einem Jahr unter meinem Vorsitz eine Expertenanhörung durchgeführt; zuvor hatte ich eine parlamentarische Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Die Bundesregierung ist aufgerufen, endlich Vorschläge zu machen, wie die Suizidförderung durch das Internet eingedämmt werden kann.
Holger Schlienkamp - Telefon (0 30) 2 27-5 23 78 - pressestelle@fdp-bundestag.de