StiftungMindestlohn

GroKo muss ihre Hausaufgaben machen

Arbeit
21.05.2014

Im Debattenmagazin "liberal" hat der Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider die Hintergründe der Schwarzarbeit erklärt und die möglichen Auswirkungen eines Mindestlohnes dargelegt. Der Ökonom, der im Jahr 2004 das Buch "Arbeit im Schatten" veröffentlichte, betonte, dass Maßnahmen gegen die Schattenwirtschaft anreizorientiert statt strafend sein müssten. Schneider wünschte sich außerdem mehr Rationalität und Sachverstand in der politischen Diskussion um den Mindestlohn.

Im Interview erinnerte Schneider daran, dass die Wirtschaftskrise 2008 zum Anstieg der Schwarzarbeit geführt hatte. Es sei der schwarz-gelben Regierung dennoch gelungen, das Steuer wieder herumzureißen, indem sie klassisch keynesianisch reagiert und zusätzliche Aufträge vergeben habe. "Das hat die Binnenkonjunktur angekurbelt", erklärte Schneider. Diese Strategie habe wesentlich dazu beigetragen, dass die Wirtschaftskrise sich aus konjunktureller Sicht nicht ausgeweitet habe. Er kritisierte allerdings, dass die Große Koalition jetzt einen einseitigen keynesianischen Ansatz wähle: "Wenn wir Keynes komplett machen würden, müssten wir Schulden auch wieder abbauen."

Schwarz-Rot hat eine seriöse Analyse versäumt

Beim Thema Mindestlohn stellte Schneider klar, dass die Diskussion darüber nicht rational geführt werde. "Der Mindestlohn ist ein Wahlkampfthema, das hat nichts mit einer seriösen Analyse zu tun, in welcher Höhe er Sinn macht." Dabei müsste die Bundesregierung eigentlich eine wissenschaftliche Umfrage machen, um herauszufinden, wieviel in der Schattenwirtschaft verdient wird. Wenn der Mindestlohn nicht wesentlich über dem Verdienstniveau in den wichtigsten Branchen liegen würde, könnte er sogar positive Effekte haben, hob der Ökonom hervor.

Denn die Auswirkungen eines Mindestlohnes hingen nämlich "ganz entscheidend von der Höhe ab", so der Wirtschaftsprofessor. "Wenn der Mindestlohn über dem Schwarzarbeitslohn liegt, bekommen wir einen sprunghaften Anstieg der Schwarzarbeit, insbesondere im Osten Deutschlands", warnte er. Schwarzarbeit sei auch Lehrbuchökonomie im Sinne von Angebot und Nachfrage. "Wenn der Lohn für die Putzfrau, den Fensterreiniger, den Gärtner schwarz unter, sagen wir mal, acht Euro liegt, dann wird man die Leute wieder schwarz beschäftigen. Liegt der Schwarzarbeitslohn genau bei acht Euro wie der Mindestlohn, dann wird man sie offiziell mit Mindestlohn beschäftigen."

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