FDPNationalratswahl in Österreich

German Mut trifft Heimat großer Chancen

Christian Lindner unterwegs mit Matthias Strolz und den NEOSChristian Lindner unterwegs mit Matthias Strolz und den NEOS
12.10.2017

Bei der österreichischen Nationalratswahl am Sonntag wollen die NEOS mit ihrem freiheitlichen, pro-europäischen Angebot ein starkes Ergebnis einfahren. FDP-Chef Christian Lindner reiste nach Wien, um die Schwesterpartei der Freien Demokraten im Wahlkampf zu unterstützen. "Was uns verbindet, ist das Ziel, den Einzelnen stark zu machen durch die beste Bildung, ihn zu schützen vor zu viel Bürokratie, steuerlicher Belastung und Bespitzelung durch einen Überwachungsstaat", betonte Lindner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit NEOS-Chef Matthias Strolz.

Die Freien Demokraten seien in Deutschland angetreten, um dem Land mehr German Mut zu verschaffen, so Lindner weiter. "Mut, die Gesellschaft und den Staat zu modernisieren und Althergebrachtes in Frage zu stellen." Mit ihrer Kampagne 'Heimat großer Chancen' würden die NEOS in Österreich dasselbe tun. "Der Wahlerfolg der FDP hat uns sehr inspiriert", sagte Strolz. Dieser wiederum wäre ohne die Inspiration aus Österreich nicht möglich gewesen, konstatierte Lindner. Im Prozess der Erneuerung habe er Ideen von der Schwesterpartei geholt: "NEOS war uns als politisches Start-Up eine Inspirationsquelle für unseren Stil und unseren Wahlkampf. Ohne europäische Zusammenarbeit hätten wir unser Comeback nicht geschafft."

Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist

Insgesamt sei es wichtig, europäische Allianzen zu bauen, findet Strolz. "Es heißt: Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist. Wir sind stolz auf unsere liberalen Freunde und halten als überzeugte Europäer zusammen – anstatt uns an Viktor Orbán anzubiedern wie Kurz und Strache", keilte er gegen die politische Konkurrenz. Die gemeinsamen Werte und Anliegen seien klar: "Freiheitsliebe, Nachhaltigkeit, eine zutiefst proeuropäische Haltung, Bildung zur Selbstermächtigung des Menschen, Unternehmergeist und Digitalisierung als Chance. Dafür treten wir auf österreichischer und gemeinsam auf europäischer Ebene in unserer Fraktion im EU-Parlament ein."

Liberale Kräfte im Parlament seien eine Bereicherung für die politische Kultur in jedem Land, ist Lindner überzeugt. "In Deutschland ist ohne eine liberale Partei im Bundestag die politische Debatte verroht", verdeutlichte er. Eine Stimme der Vernunft und der Mitte habe Auswirkungen auf alle: "Deshalb braucht es NEOS in Österreich mehr denn je."

Für Offenheit und Vielfalt statt Abschottung und Hass

Im Interview mit dem Kurier warnte Lindner vor einem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte. Mit Blick auf die FPÖ in Österreich fragte er: "Wenn ich eine Fachkraft wäre: Würde ich meine Kinder in einem Land großziehen wollen, wo eine Partei regiert, die Stimmung gegen Minderheiten macht, deren politisches Immunsystem nicht richtig funktioniert, die manchmal wirkt wie ein Wolf im Schafspelz?"

Dieselben völkischen Tendenzen sieht er bei der deutschen AfD. "Die haben das Bild eines Volks als ethnische, kulturelle und religiöse Einheit." Dies ist aus Lindners Sicht aber gar nicht mehr zeitgemäß. "Zur deutschen Leitkultur, die aus Opernhaus, Sauerkraut und christlichen Weihnachtsliedern besteht, würde ich als Deutscher in 20. Generation nicht dazugehören", stellt er fest. "Ich habe einen Freund, der ist Perser, der ist deutscher als ich. Der findet Oktoberfeste gut und zieht sich eine Lederhose an." Bei einer Abendveranstaltung im Wiener Künstlerhaus unterstrich der FDP-Chef, dass die Akzeptanz des hiesigen Rechts als Integrationsmaßstab gelten müsse. Das Einfordern einer christlichen Leitkultur wäre hingegen ein zivilisatorischer Rückfall. "Unsere Verfassung ist nicht getauft", sagte Lindner.

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