FDPGedenkfeier

Gerhart Baum war das Vorbild eines freien Menschen

Marco Buschmann auf der Gedenkfeier Gerhart BaumBei der Gedenkfeier für Gerhart Baum erinnern seine Parteifreunde Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Marco Buschmann und Konstantin Kuhle an den Verstorbenen.
24.03.2025

Trauergäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft haben am Donnerstag gemeinsam mit der Familie Gerhart Baums im Hans-Dietrich-Genscher-Haus den FDP-Politiker gewürdigt, der am 15. Februar im Alter von 92 Jahren starb.

Zusammen mit Baums Angehörigen sind rund 150 Trauergäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft gekommen, um Abschied zu nehmen. Unter ihnen waren FDP-Chef Christian Lindner, der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Karl-Heinz Paqué, der FDP-Ehrenrenvorsitzende Hermann Otto Solms, der Richter des Bundesverfassungsgerichts, Thomas Offenloch, Staatssekretärin Juliane Seifert, der Direktor beim Deutschen Bundestag, Michael Schäfer, die Journalistin Sandra Maischberger und die Schriftstellerin Herta Müller.

Die Gedenkreden hielten der FDP-Generalsekretär und frühere Bundesjustizminister Marco Buschmann, die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, wie Baum selbst „liberales Urgestein“, und Konstantin Kuhle, stellvertretender Fraktionschef der FDP im Bundestag. Alle drei meldeten sich mit teils sehr persönlichen Erinnerungen an den Verstorbenen zu Wort — bei denen auch die heiteren Momente nicht fehlten. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Viatores Quartet, die mit den Streichquartetten von Mozart, Debussy, Janacek und Beethoven, nach Ansicht von Buschmann „sofort an Gerhart Baum“ und dessen Persönlichkeit erinnerten.

Leidenschaftlicher Verteidiger der liberalen Demokratie

Baum war ein leidenschaftlicher Verteidiger der liberalen Demokratie und unermüdlicher Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte. Von der Erneuerung der FDP über seine Zeit als Bundesinnenminister bis zu seinen vielen Verfassungsbeschwerden blieb er stets der Verteidigung der liberalen Demokratie verpflichtet. Ob gegen Überwachung, für Bürgerrechte oder in internationalen Menschenrechtsfragen, er kämpfte konsequent für seine Überzeugungen.

Seine Methode war der Dialog, sein Antrieb die Überzeugung, dass Freiheit stets verteidigt werden muss. Er kämpfte gegen einen übermächtigen Staat und setzte sich für den Schutz der individuellen Freiheit ein. Sein Vermächtnis ist eine Verpflichtung: Freiheit ist kein Geschenk, sie ist eine Aufgabe. 

Marco Buschmann fasste in seiner Trauerrede zusammen: „Am 15. Februar 2025 endete ein Leben, das nicht nur lang war, sondern voller Leidenschaft, voller Kämpfe, voller Siege und Niederlagen und das buchstäblich bis zum letzten Atemzug voller Engagement war für die faszinierende Idee, die wir Liberalen die politische Freiheit nennen. Keine Trauerrede kann ihm wirklich gerecht werden.“ 

Vermächtnis muss lebendig bleiben

Eine, die ihn besonders gut kannte, würdigte sein Erbe mit bewegenden Worten: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, einst Bundesjustizministerin und wie Baum eine zentrale Figur des liberalen Denkens in Deutschland. 

In ihrer Gedenkrede erinnerte sie an seinen unermüdlichen Einsatz für demokratische Werte, seine tiefe Verbundenheit mit der Kultur als essenziellem Bestandteil einer freien Gesellschaft und seinen festen Willen, Menschenwürde und Bürgerrechte zu verteidigen. Sein Vermächtnis müsse lebendig bleiben, betonte sie. „Er wünschte sich so sehr, dass der Strom der Geschichte in die richtige Richtung fließt“, sagte sie zum Abschluss ihrer Rede – und versprach: „Danke, lieber Gerhart, wir werden Dich nicht enttäuschen.“

Unermüdlicher Kampf für den Rechtsstaat

FDP-Politiker Konstantin Kuhle würdigte ebenfalls die Vielfalt von Baums Engagement. „Sein Wirken reicht von der Erneuerung der FDP in den 1960er-Jahren über seine Zeit als Bundesinnenminister von 1978 bis 1982, in der er angesichts des linksextremen Terrors der RAF die Bundesrepublik als liberalen Rechtsstaat verteidigte, bis hin zu den Jahrzehnten nach seiner Regierungszeit, in denen er unbeirrbar für seine Überzeugungen eintrat.“

Der Einsatz des Abgeordneten und Rechtsanwalts für Bürgerrechte und gegen staatliche Übergriffigkeit hinterließ tiefe Spuren. „Die von Gerhart Baum und seinen liberalen Mitstreitern erstrittenen Urteile des Bundesverfassungsgerichts – etwa gegen den sogenannten Großen Lauschangriff oder gegen den Abschuss von Passagierflugzeugen in Notsituationen – sind Meilensteine des liberalen Rechtsstaats“, unterstrich Kuhle.

Entschlossen für die Freiheit einsetzen

Im April 2022 erstatteten Baum und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zudem Strafanzeige gegen Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Er habe stets daran geglaubt, dass die Institutionen des Rechtsstaats genutzt werden müssten, erläuterte Kuhle. Das Grundgesetz sei ihm dabei lieb und teuer gewesen. „Immer wieder betonte er, dass es die beste Verfassung sei, die es auf deutschem Boden je gegeben hat.“

Selbst in seinen letzten Tagen habe Baum eine Frage nicht losgelassen: Wie widerstandsfähig ist unsere Demokratie? Kurz vor seinem Tod besuchte Kuhle ihn in Köln. „In seinen letzten Wochen und Monaten beschäftigte ihn besonders die Frage, wie widerstandsfähig unsere Verfassungsordnung angesichts des weltweiten Erstarkens autoritärer Kräfte ist.“ Wenn sich Menschen aus der Mitte der Gesellschaft autoritären Strömungen zuwendeten, brauche es umso mehr auch andere, die sich entschlossen für die Freiheit einsetzten, mahnte Kuhle.

Die Freien Demokraten werden Gerhart Baum und seine Verdienste um Freiheit und Liberalismus in dankbarer Erinnerung behalten.

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