GERHARDT: Deutschland verliert einen großen Zeitgenossen
BERLIN. Zum Tod des "Spiegel"-Herausgebers und ehemaligen Abgeordneten der FDP-Bundestagsfraktion, Rudolf Augstein, erklärt der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Wolfgang GERHARDT:
Mit seinen langjährigen Tätigkeiten als Journalist, als Publizist, als Autor, Essayist, Redakteur und nicht zuletzt als Herausgeber des Magazins "Der Spiegel" hat Rudolf Augstein die politische Öffentlichkeit in Deutschland an vorderster Stelle geprägt. Mit seinen kritischen, hellwachen und tiefschürfenden Kommentaren, Artikeln und Stellungnahmen hat Rudolf Augstein das politische Leben in Deutschland mehr beeinflußt, als es so mancher aktive Politiker vermocht hätte.
Rudolf Augstein war aber nicht nur Berichterstatter, er war Gestalter der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Sondergenehmigung zur Herausgabe des "Spiegel", die er bereits 1946 von der damaligen britischen Besatzungsmacht erhielt, war ein Meisterstück wahrgewordener publizistischer Vision. Die Hartnäckigkeit, die Überzeugungskraft und die politische Standfestigkeit, mit der er den "Spiegel" über Jahrzehnte zu einem großen Nachrichtenmagazin in Deutschland machte, zeigt den Charakter und die innere Festigkeit des Menschen Rudolf Augstein. Der innere Kompaß, mit dem er seine Auffassungen vertrat, begleitet von jederzeitiger Bereitschaft zu Diskussion und Einsicht in sich ändernde Umstände, kennzeichnet ihn als großen Liberalen in Deutschland.
Die FDP-Bundestagsfraktion ist stolz darauf, Rudolf Augstein als - wenn auch relativ kurzzeitiges - Mitglied aufweisen zu können. In der Zeit als Fraktionsmitglied, aber auch nach Aufgabe des Mandats, begleitete Rudolf Augstein den politischen Liberalismus in Deutschland mit konstruktiven Vorschlägen, aber auch mit klarer Kritik.
Kurz nach Vollendung seines 79. Lebensjahres ist Rudolf Augstein in Hamburg verstorben. Seine Stimme wird in Deutschland spürbar fehlen. Rudolf Augstein hinterläßt der Politik und der Publizistik in Deutschland ein großes Erbe.
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