StiftungTürkische Medienlandschaft

Ein weiterer Tiefschlag gegen die freie Presse

Demonstranten reagierien auf den Fall Cumhuriyet mit Forderungen nach einer freien Presse. Bild: CAN KAYA / Shutterstock.comDemonstranten reagierien auf den Fall Cumhuriyet mit Forderungen nach einer freien Presse. Bild: CAN KAYA / Shutterstock.com
17.09.2018

Der liberale Kurs der letzten regierungskritischen Tageszeitung in der Türkei passt der Justiz im Land nicht. Das Oppositionsblatt Cumhuriyet musste in den letzten Jahren viele Repressionen und Schikanen durchmachen; so wurden zahlreiche Journalisten, Redakteure und Kolumnisten der Zeitung auf Basis fragwürdiger Terrorvorwürfe mundtot gemacht. Nun wird die Zeitung per Gerichtsbeschluss 'auf Linie' gebracht. Stiftungsexperten Hans-Georg Fleck und Aret Demirci berichten über den Fall.

Das Blatt befindet sich im Besitz einer Stiftung, deren Struktur mit elfköpfigem Vorstand das Überleben der Zeitung jahrelang sicherte. Aufgrund dieser Eigentumsstruktur konnte Erdogan die Zeitung nicht einfach durch befreundete Unternehmen aufkaufen und über Nacht auf Linie bringen lassen. Nach einem langen internen Machtkampf wurde der Vorstand allerdings nun ausgetauscht.

So hatte die türkische Justiz die Neuwahl des Stiftungsvorstandes angeordnet, der die politische Linie der Zeitung maßgeblich bestimmt. "Im Vorstand stehen sich seit Jahren zwei Lager verbissen gegenüber: Reformer gegen nationalistische Kemalisten", erklären Fleck und Demirci. "Nur eine halbe Stunde nach der Neuwahl entließ der neue Vorstand, der nun aus Ultranationalisten und Kemalisten besteht, den bisherigen Chefredakteur Murat Sabuncu und dessen drei wichtigste Mitarbeiter." Daraufhin reichten mehr als 20 Journalisten ihre Kündigung ein. In den folgenden Tagen verließen etwa die Hälfte der rund 60 Redakteure und Kolumnisten das bislang oppositionelle Blatt.

Der Führungswechsel bei der Cumhuriyet gelte für viele Betrachter als weiterer Tiefschlag gegen die Pressefreiheit im Lande, halten Fleck und Demirci fest. Weitere Details zur Entwicklung der Medienlandschaft in der Türkei lesen Sie im aktuellen Bulletin der Stiftung für die Freiheit. (ch)

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