DÜRR-Interview: Weltoffenheit und Zuwanderung im nationalen Interesse
Berlin. Der Sprecher der FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz FDP-Präsidiumsmitglied CHRISTIAN DÜRR gab der „Nordwest-Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte MARCO SENG:
Frage: Herr Dürr, werden sie am kommenden Montag in Hannover gegen Pegida beziehungsweise Hagida demonstrieren?
DÜRR: Ich kann am Montagabend leider nicht in Hannover sein. Ich halte das Thema Willkommenskultur und Einwanderung aber für eines der zentralen Themen der Politik für die nächsten Jahre. Für die alternde deutsche Gesellschaft ist Weltoffenheit und Zuwanderung im besten nationalen Interesse. Ohne Zuwanderung wird der demografische Wandel in Deutschland das Wachstum bremsen. Ohne junge Familien, die sich bei uns ein besseres Leben erarbeiten wollen, wird unser aller Wohlstand schrumpfen.
Frage: Halten Sie die Bewegung für gefährlich? Droht hier eine Spaltung der Gesellschaft?
DÜRR:Die Exportnation Deutschland ist wie kaum eine andere auf gute Beziehungen zu Menschen anderer Länder und Kulturen angewiesen. Wenn der Eindruck entsteht, in Deutschland wird gegen Ausländer demonstriert, ist das eine große Gefahr. Genauso wichtig ist es übrigens, die Probleme bei der Integration, die es tatsächlich in einigen Städten gibt, offen anzusprechen und zu lösen. Das Abendland, das Pegida ja angeblich verteidigen will, ist ohne Toleranz jedenfalls undenkbar. Die vielen Flüchtlinge, die aus Syrien, Afghanistan und Afrika zu uns kommen, sind übrigens auf der Flucht vor der Intoleranz in ihren Heimatländern.
Frage: Brauchen wir jetzt möglicherweise ein neues Einwanderungsgesetz in Deutschland?
DÜRR:Die Freien Demokraten setzen sich für ein Zuwanderungsgesetz ein, dass sich an dem Bedarf der deutschen Wirtschaft orientiert. Dabei muss klar sein, dass wir nicht nur über Hochqualifizierte reden. Mir erzählen jeden Tag Handwerksmeister von ihren Sorgen bei der Suche nach neuen Lehrlingen. Was die vielen Flüchtlinge betrifft, wollen wir vor allem, dass die Verfahren schneller werden. Die Große Koalition in Berlin hat gerade 1600 neue Mindestlohnkontrolleure eingestellt. Diese Stellen wären besser bei der Bearbeitung der Asylanträge aufgehoben.