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Die Bundesrepublik würdigt Scheels Verdienste

Die Reaktionen der Presse auf den Tod von Walter ScheelDie Reaktionen der Presse auf den Tod von Walter Scheel
25.08.2016

Deutschland hat einen weiteren großen Liberalen verloren. In zahlreichen Kommentaren und Nachrufen wird an die Verdienste von Walter Scheel, dem ehemaligen Bundespräsidenten, Außenminister und FDP-Ehrenvorsitzenden, erinnert. Wir haben einige Stimmen aus der Presse für Sie an dieser Stelle zusammengetragen.

"Der Altbundespräsident war einer, dessen Lachen ansteckte. Seine Heiterkeit, seine liebenswürdige Jovialität waren keine Maske, wie viele meinten, sondern echt. Aber es war nur die eine Seite dieses großen Politikers." In Anlehnung an die Festschrift, die Hans-Dietrich Genscher zu Scheels 65. Geburtstag herausgegeben hatte, schreibt Heribert Prantl für die "Süddeutsche Zeitung" über einen Mann der "Heiterkeit und Härte": "Heiterkeit. Das war der eine Walter Scheel – ein glänzender Unterhalter, ein Anekdoten-Erzähler von hohen Graden, ein Ausbund an Lebensfreude. Härte: Das war der zweite Walter Scheel, ein unglaublich zielstrebiger, selbstbeherrschter Politiker, der seinen Weg mit eiserner Kraft ging."

Auch Hagen Strauß verdeutlicht in der "Westdeutschen Zeitung", es wäre falsch, den FDP-Politiker allein auf seine Frohnatur und Gesangskünste zu reduzieren. "Denn politisch war er eine gewiefter und gerissener Taktiker. Scheel war es, der 1969 der FDP den Weg in ein Bündnis mit der SPD ebnete. Das war historisch." Mit dem Sozialdemokraten Willy Brandt habe Scheel dann die deutsche Ostpolitik neu ausgerichtet und die Entspannungspolitik initiiert. "Das war der Grundstein für die spätere Deutsche Einheit. Außenpolitisch betonte er immer wieder die Bedeutung eines geeinten Europas für den Erhalt von Frieden und Demokratie."

"Bei der Bundespräsidentenwahl 1974 hatte sich der überzeugte Freidemokrat, der schon 1946 in die FDP eintrat, gegen Richard von Weizsäcker (CDU) durchgesetzt – der höchste Ritterschlag für seine Rolle als politischer Brückenbauer", erinnert Christian Wiermer im "Express". 1970 besuchte der Freidemokrat als erster deutscher Außenminister Israel, das 1965 diplomatisch anerkannt worden war. "Scheel gilt mit Willy Brandt als 'Vater der Entspannungspolitik' und der – von den Unionsparteien zunächst scharf bekämpften – neuen Deutschlandpolitik."

Diese Einschätzung teilt "Zeit"-Kommentator Ludwig Greven. Die sozialliberale Regierung mit Brandt und Scheel an der Spitze "stand für eine neue Ära und eine Zeit des innen- wie außenpolitischen Aufbruchs", erklärt er. "Der Muff der Adenauer-Epoche sollte endgültig weichen, ein neuer Geist der Reformen einziehen. Scheel hatte daran als Außenminister einen gehörigen Anteil." Scheel habe sich von den heftigen Debatten und Widerstand in der Bundesrepublik sowie in den beiden Regierungsparteien so wenig beirren lassen wie Brandt. "Die Aussöhnung mit dem Osten war ihr gemeinsames Programm und Herzensanliegen."

Brandt und Bahr hätten damals gewusst, dass sie in dem liberalen Außenminister Scheel "einen überzeugten Verfechter der Verständigung mit den östlichen Nachbarn an ihrer Seite hatten", schreibt Stefan Dietrich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Dem einstigen Luftwaffenoffizier, der den Krieg vom ersten bis zum letzten Tag mitgemacht hatte, war die Aussöhnung mit den ehemaligen Gegnern ein ebenso politisches wie persönliches Anliegen."

Mit dem verstorbenen liberalen Urgestein verbinde sich der "Brief zur deutschen Einheit", der die Tür zur Überwindung der deutschen Zweistaatlichkeit geöffnet habe, gibt Hermann Rudolph auf "Tagesspiegel.de" zu bedenken. "Überhaupt hätte es das sozial-liberale Kapitel der Nachkriegsgeschichte, das dem Weg der Bundesrepublik wichtige Impulse gegeben hat, ohne ihn und seine Führung der FDP nicht gegeben. Seine Rede zur Verteidigung dieser Politik in der Debatte um das Misstrauensvotum 1972, einem der dramatischen Momente in der politischen Nachkriegsgeschichte, gehört zu den großen Reden dieser Republik."

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