FDP-FraktionEntgeltgleichheit

Die Arbeitswelt muss familienfreundlicher werden

Nicole Bracht-BendtNicole Bracht-Bendt
25.03.2013

Um die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen zu schließen, setzt die Koalition auf bessere Rahmenbedingungen für eine familienfreundliche Unternehmenskultur. "Deshalb engagiert sich Schwarz-Gelb besonders für den Ausbau der Kinderbetreuung", sagte FDP-Familienpolitikerin Nicole Bracht-Bendt im Bundestag. Sibylle Laurischk forderte einen Bewusstseinswandel, der flexiblere Arbeitsbedingungen auch für Männer ermöglicht.

Dass Frauen im Durchschnitt zwanzig Prozent weniger als Männer verdienen, ist eine Tatsache. "Die Ursachen sind aber komplex und vielschichtig, und so muss auch die Lösung sein", machte die familienpolitische Sprecherin der Liberalen im Bundestag, Bracht-Bendt, in ihrer Rede deutlich. Drei Wochen vor dem "Equal Pay Day" debattierten die Parlamentarier darüber, wie die Politik der Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern begegnen kann. So sind es vor allem Auszeiten nach der Geburt eines Kindes, die sich negativ auf die Aufstiegschancen und die Einkommen von Frauen auswirken. In der beruflich entscheidenden Phase zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten Lebensjahr "droht der Karriereknick, und das darf nicht sein", betonte Bracht-Bendt.

"Die wichtigste Maßnahme zur Beseitigung der Entgeltungleichheit ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf", heißt es daher folgerichtig im Antrag der Koalitionsfraktionen. Auch die Opposition hatte Vorschläge eingebracht, die aber wie üblich auf mehr staatliche Vorgaben und bürokratische Regelungen hinauslaufen, die Tarifautonomie und Vertragsfreiheit beschneiden. "Sie fordern Gesetze, wie immer", konstatierte die liberale Familienexpertin. Schwarz-Gelb hingegen will der ungleichen Bezahlung mit Strategien für eine familienfreundlichere Arbeitswelt und mehr Transparenz der Gehaltsstrukturen begegnen. Ein wichtiger Ansatz ist es, Frauen eine schnellere Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen. Bracht-Bendt verweist auf eine Studie des DIW, die zeige, dass die Einkommenslücke deutlich schrumpft, wenn Frauen eine Auszeit von unter 18 Monaten nehmen. "Das ist wegweisend und ausbaufähig." Bisher bleibe mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Mütter dem Arbeitsplatz länger als anderthalb Jahre fern.

Die Koalition will am Programm zum Ausbau der Kinderbetreuungsangebote festhalten, für das der Bund "ordentlich Geld in die Hand genommen" habe, so die FDP-Politikerin. Sie sprach sich außerdem dafür aus, Initiativen und Strategien zu unterstützen, die etwa flexiblere Arbeitszeiten oder eine veränderte Berufsorientierung junger Menschen zum Ziel haben. "Wir sind auf einem guten Weg für eine familienfreundliche Unternehmenskultur", bilanzierte Bracht-Bendt mit Blick auf die Tatsache, dass laut DIHK die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits für 80 Prozent aller Betriebe ein wichtiges Thema ist. Wie der Vergleich mit Skandinavien und Frankreich zeige, sei in Deutschland aber noch "Luft nach oben".

Auch die Vorsitzende des Familienausschusses, Sibylle Laurischk, versäumte es nicht, in der Debatte darauf hinzuweisen, dass die berufliche Gleichstellung von Frauen in Deutschland noch nicht ausreichend vorangekommen sei. So hätten die traditionell weiblich dominierten Gesundheitsberufe aus Sicht der dort Beschäftigten nicht die Anerkennung, die ihnen zukomme, auch was die Bezahlung betreffe. "Ich werbe dafür, dass diese Berufe attraktiver werden und ihrem Ansehen entsprechend wertgeschätzt werden." Bei der Frauenerwerbsquote liege Deutschland mit 72 Prozent aber bereits nur noch knapp hinter den skandinavischen Ländern. "Daran arbeiten wir", unterstrich Laurischk. Problematisch sei nach wie vor, dass Frauen viel häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten, auch wenn dies nicht ihrem Wunsch entspricht. "Das ist ein struktureller Mangel", der vor allem durch Anreize in den Unternehmen zu ändern sei.

Sie forderte von berufstätigen Vätern, mehr Interesse daran zu zeigen, in Teilzeit zu arbeiten, wenn die familiäre Situation das erfordert. "Das ist aber nicht en vogue, und in den Unternehmen nicht selbstverständlich", bemängelte Laurischk. Die liberale Familienpolitikerin sprach sich dafür aus, die Lebensarbeitszeit von Frauen und Männern gleichzustellen. Damit werde auch das Problem angegangen, dass weibliche Beschäftigte ein höheres Risiko für Armut im Alter haben. "Das geschieht aber nur, wenn auch die Männer in den strukturellen Wandel einsteigen", bekräftigte Laurischk. Nötig sei ein verändertes Bewusstsein, "das wir Liberale nicht per Gesetz erzwingen".

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