FDPWirtschaft

Deutsch-türkische Freundschaft festigen

Philipp Rösler und der türkische Staatspräsident Abdullah GülPhilipp Rösler und der türkische Staatspräsident Abdullah Gül
30.04.2013

Beim Ausbau ihres Energiesektors will die Türkei auch auf deutsches Know-How setzen. Das wurde beim deutsch-türkischen Energieforum deutlich, das Wirtschaftsminister Philipp Rösler am Freitag gemeinsam mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz in Ankara eröffnete. Am Vortag sprach der Vizekanzler mit Staatspräsident Abdullah Gül über die doppelte Staatsbürgerschaft und eine mögliche Visumsfreiheit für Türken.

Im türkischen Energiesektor besteht in den kommenden zehn bis zwölf Jahren ein Investitionsbedarf von circa 100 Milliarden Euro. Rösler sieht Chancen einer Zusammenarbeit vor allem bei der erneuerbaren Energie, der Energieeffizienz und beim Netzausbau. „Die Türkei möchte gerne unabhängiger werden bei ihrer Energieversorgung, und da setzt sie auf erneuerbare Energien, Windenergie, aber auch Photovoltaik“, erklärte der Minister. Gleichzeitig habe das Land bei der Energieeffizienz „einen großen Nachholbedarf“. Gerade bei diesen Themen hätten deutsche Unternehmen einiges zu bieten, unterstrich Rösler.

Mit dem deutsch-türkischen Energieforum werde nun der Grundstein für eine verstärkte Zusammenarbeit im Energiesektor gelegt, so der Minister weiter. Das Forum, das er im  November 2012 gemeinsam mit Yildiz initiiert hatte, findet jetzt zum ersten Mal in der türkischen Hauptstadt Ankara statt. Es bietet deutschen und türkischen Akteuren der Energiewirtschaft eine Plattform zum Austausch und für Kooperationen.

Eine Bereicherung für unsere Gesellschaft

Philipp Rösler in AnkaraPhilipp Rösler in Ankara

Umgekehrt wolle er türkische Investoren nach Deutschland einladen, erklärte Rösler. Dies soll auch die deutsch-türkische Freundschaft stärken. „Auch das ist eine gute Grundlage für dann vielleicht spätere Wirtschaftsbeziehungen, und daran wollen wir anknüpfen“, so der Minister. In Deutschland leben knapp drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. „Das ist doch schon mal eine gute Basis für eine starke Brücke zwischen der Türkei und Deutschland“, sagte Rösler. „Ich habe hohen Respekt vor den wirtschaftlichen Leistungen und schätze auch die Menschen mit türkischen Wurzeln, die in Deutschland leben, sie bereichern schlichtweg unsere Gesellschaft.“

Staatspräsident Gül bekräftigte im Gespräch mit Rösler seinen Wunsch nach Zugang türkischer Medien zum NSU-Prozess. Im Anschluss sagte der Wirtschaftsminister, er habe keinen Zweifel daran gelassen, dass die Deutschen die menschenverachtenden Morde verurteilten. „Ich kann auch das große Interesse seitens der Türkei verstehen, denn immerhin hat es acht Menschen mit türkischem Migrationshintergrund betroffen“, so Rösler. Er hoffe sehr, dass es im Vergabeverfahren zu einer schnellen Lösung komme, damit auch türkische Medien umfassend über das Verfahren berichten können. Allerdings liege diese Entscheidung in den Händen des Gerichts.

Doppelte Staatsbürgerschaft voranbringen

Gül appellierte im Gespräch mit dem Vizekanzler an die Bundesregierung, bei der doppelten Staatsangehörigkeit für türkischstämmige Bürger in Deutschland mehr Flexibilität zu zeigen. In seiner Funktion als FDP-Chef sagte Rösler, er und seine Partei seien für die doppelte Staatsbürgerschaft.

Gül verlangte zudem Fortschritte bei der Visumfreiheit für Türken. Rösler verwies darauf, dass er zu diesem Thema einen runden Tisch einrichten wolle, an dem auch die Wirtschaft beteiligt sein soll. Hier sollen alle Instrumente geprüft werden, die zu Erleichterungen führten. Allerdings könnten Entscheidungen nur unter dem Dach der Europäischen Union herbeigeführt werden.

Hintergrund:

Philipp Rösler bei einer Krankniederlegung am Atatürk-Mausoleum in AnkaraPhilipp Rösler bei einer Krankniederlegung am Atatürk-Mausoleum in Ankara

Der deutsch-türkische Handel hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Er bestimmt circa 25 Prozent des gesamten Handels der Türkei mit der EU. Der bilaterale Warenaustausch erreichte 2012 ein Volumen von über 32 Milliarden Euro. Im Energiesektor sind deutsche Unternehmen bislang mit einem Investitionsvolumen von über 5 Milliarden Euro vertreten.

Die türkischen Exporte nach Deutschland stiegen nach der Krise in den vergangenen Jahren deutlich, 2011 um mehr als 17 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro. Deutschland ist damit weiterhin der wichtigste Abnehmer türkischer Waren. Die deutschen Exporte in die Türkei stiegen ebenfalls nach einem Rückgang in den Jahren 2008 und 2009 wieder an, 2010 um 40 Prozent auf etwa 16,3 Milliarden Euro und 2011 um 24 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro. Deutsche Touristen stellen mit über 5 Millionen Besuchern im Jahr 2012 die größte Gruppe ausländischer Besucher in der Türkei.

Social Media Button