BRUNKHORST: Tschernobyl nicht als Angstszenario gegen Kernkraft missbrauchen
BERLIN. Zu den Äußerungen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zum 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erklärt die Sprecherin für Reaktorsicherheit der FDP-Bundestagsfraktion, Angelika BRUNKHORST:
So schrecklich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 auch war, so darf sie jedoch nicht dazu dienen, Angst gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie zu schüren. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel nutzt jedoch in diversen Aktionen, Konferenzen, Broschüren und Pressestatements in diesen Tagen den 20. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl zu einem Feldzug gegen die Kernkraft. Dabei sind deutsche Reaktoren völlig anders konstruiert als der Tschernobylreaktor und verfügen über ein hervorragendes Sicherheitsmanagement.
Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit wird Deutschland nicht auf die Nutzung der Kernenergie verzichten können. Ich sage voraus, dass wir in nächster Zeit aus klimapolitischen und Verbraucherschutzgründen noch froh sein werden, wenn die betriebenen Kernkraftwerke weiterhin CO2-freien und kostengünstigen Strom erzeugen. Ob nämlich mit dem angestrebten Ausbau erneuerbarer Energien das von der Bundesregierung verfolgte Ziel - 25 Prozent Energieversorgung im Jahr 2020 - erreicht wird, ist überhaupt nicht vorhersagbar. So ist jetzt schon abzusehen, dass die Offshore-Windkraft wegen technischer Probleme oder Verzögerungen im Planungsverfahren nicht die abgängigen Kraftwerkskapazitäten ersetzen kann. Eine Verlängerung der Laufzeiten schafft hier unter Umständen dringend benötigten Puffer. Selbst die von der Tschernobyl-Katastrophe am stärksten betroffenen Länder Ukraine und Weißrussland planen den Bau neuer Reaktoren. Wenn sich diese Länder dazu entschließen, kann es eine wichtige Aufgabe sein, dort unser sicherheitstechnisches Know-how zur Verfügung zu stellen.
Knut Steinhäuser
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