FDP"Wahlzeit"-Videointerview

Brüderle: Wir müssen Europa richtig bauen

Rainer Brüderle mit Journalisten
06.02.2014

Vom Euro über den Mindestlohn bis zur Bildungspolitik: Vor laufender Kamera hat sich FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle den Fragen von zwei Schülerreportern der "Rhein-Zeitung" gestellt. Brüderle warb für ein stabiles Europa, eine vielfältiges und offenes Bildungssystem, eine europaweite Datenschutzregelung und für vier weitere Jahre mit Schwarz-Gelb.

"Deutschland geht es exzellent", stellte Brüderle fest, aber die Lage im Euro-Raum bleibe schwierig. Deshalb plädierte der liberale Spitzenkandidat für eine Fortsetzung des Reformkurses in den Krisenstaaten im Süden. "Das, was wir in Deutschland mit der Agenda 2010 umgesetzt haben, steht in diesen Ländern noch aus", so Brüderle. "Wir müssen Europa richtig bauen, damit das Geld stabil bleibt und Europa wirtschaftlich prosperiert." Nur dann könne die EU auch weiterhin eine Stimme von Gewicht in der Welt bleiben.

Die schwarz-gelbe Koalition habe in der Schuldenkrise den richtigen Weg eingeschlagen und einen "realistischen, vernünftigen Ansatz" gewählt, so der FDP-Spitzenkandidat. Der von der Alternative für Deutschland (AfD) vorgeschlagene Euro-Austritt sei dagegen "keine Lösung", denn die Gemeinschaftswährung würde ohne deutsche Beteiligung kräftig an Wert verlieren, was eine dramatische Entwertung der Guthaben deutscher Sparer und Anleger zur Folge hätte.

Bildung: Vielfalt statt Gleichmacherei

Besonders interessierten sich die jungen Nachwuchsjournalisten für das Thema Bildung. Der FDP-Spitzenkandidat bekannte sich zum Bildungsföderalismus und wandte sich gegen rot-grüne Gleichmacherei. "Es gibt keine Einheitskinder und daher kann es keine Einheitsschule geben", macht Brüderle deutlich. Er sprach sich gegen ein bundesweites Zentralabitur aus. "Das sollen die Länder wie bisher auch in eigener Zuständigkeit entscheiden", so Brüderle. In den Bundesländern könne er sich dagegen durchaus einheitliche Standards für die Abschlussprüfung vorstellen.

In der beruflichen Bildung plädierte Brüderle einen neuen Ansatz, um die zehn Prozent der Jugendlichen zu erreichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Denkbar sei eine modular aufgebaute Berufsausbildung, die in Teilschritten absolviert werden kann. Angesichts des Fachkräftemangels werden alle Jugendlichen gebraucht, betonte der Liberale. "Die Gesellschaft muss auf sie zugehen."

Der Trend zur "Flucht in Privatschulen" müsse gestoppt werden, fordert Brüderle. Es könne nicht sein, dass zunehmend selbst Familien mit geringerem Einkommen versuchen würden, ihrem Kind eine private Ausbildung zu finanzieren, weil sie es nicht auf eine öffentliche Schule schicken möchten. Eine Einheitsschule, wie sie SPD und Grünen wollen, sei aber nicht der richtige Weg. "Die Eltern wollen differenzierte Angebote" und keine "sozialistische Gleichmacherei", so der FDP-Politiker.

Einheitsmindestlohn wäre ökonomisch falsch

Zum Thema Mindestlohn sagte Brüderle, die Debatte sei "nicht redlich", ein gleicher Mindestlohn in Regionen mit ganz unterschiedlichen Lebenshaltungskosten "ökonomisch falsch". In Gebieten, wo der tarifliche Organisationsgrad sehr gering ist, schlagen die Liberalen hingegen vor, dass ein Gremium die Lohnfindung übernehmen soll, das zu gleichen Teilen mit Vertretern von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und unabhängigen Experten besetzt sein soll.

Brüderle wandte sich gegen die in Teilen der Medien gezeichneten "Verelendungsszenarien". Deutschland habe in der schwarz-gelben Regierungszeit viel erreicht, das müsse auch einmal anerkannt werden, "statt immer alles zu zerreden", so der FDP-Spitzenkandidat.

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