18.07.2017Der Putschversuch in der Türkei ist ein Jahr her. Im Interview mit noz.de sprach FDP-Präsidiumsmitglied Alexander Graf Lambsdorff über die Entwicklung der Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara. "Die Türkei entfernt sich seit Jahren von europäischen Werten. Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass wir die Türkei respektvoll behandeln müssen. Sie ist und bleibt ein wichtiger Nachbar." Mit Blick auf die finanziellen Beziehungen stellte er klar: "Vor-Beitrittshilfen für einen Beitritt, den es nicht geben wird, sind unsinnig, Unterstützung für die Bewältigung der Syrienkrise aber ist sinnvoll."
Es gehe in der Diskussion über ein Ende der EU-Beitrittsgespräche nicht um den Abbruch der Brücken zur Türkei, "sondern darum, den Dialog auf eine ehrliche, praktische Grundlage zu stellen", unterstrich er. "Es gibt doch zahlreiche Themen, bei denen wir gemeinsam Fortschritte erzielen können: Energiepolitik, Terrorbekämpfung, Sicherheit, Umweltfragen oder die Kooperation in Wissenschaft und Forschung."
Die Türkei habe ein stärkeres Interesse an Marktzugang und Know-how-Transfer aus der EU als die EU umgekehrt an der Türkei, verdeutlichte er. Sicherheitspolitisch sei das Land mit seiner geografischen Lage und seiner großen Streitmacht ein wichtiger NATO-Verbündeter. Lambsdorff hob hervor: "Die Türkei grenzt an Syrien, den Irak und den Iran, hat fast drei Millionen Flüchtlinge aufgenommen und ist das einzige Land zwischen dem sunnitisch-schiitischen Krisenbogen im Süden und der EU im Norden. Das sollten wir nicht vergessen."
Die Türkeipolitik der Großen Koalition sei jedoch gescheitert, stellte Lambsdorff klar. Im Fall des türkischen Verfassungsreferendums sei die Bundesregierung herumgeeiert, statt klare Kante zu zeigen. Kurz vor der Wahl habe die Bundeskanzlerin jetzt beschlossen, die deutschen Soldaten vom Stützpunkt Incirlik abzuziehen. "Das ist ja in Ordnung, aber können wir uns darauf auch nach der Wahl verlassen? Die Politik der Kanzlerin wirft mehr Fragen im deutsch-türkischen Verhältnis auf, als sie Antworten gibt", konstatierte Lambsdorff.
Beziehungen zur Türkei brauchen mehr Ehrlichkeit
Alexander Graf LambsdorffDer Putschversuch in der Türkei ist ein Jahr her. Im Interview mit noz.de sprach FDP-Präsidiumsmitglied Alexander Graf Lambsdorff über die Entwicklung der Beziehungen zwischen Brüssel und Ankara. "Die Türkei entfernt sich seit Jahren von europäischen Werten. Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass wir die Türkei respektvoll behandeln müssen. Sie ist und bleibt ein wichtiger Nachbar." Mit Blick auf die finanziellen Beziehungen stellte er klar: "Vor-Beitrittshilfen für einen Beitritt, den es nicht geben wird, sind unsinnig, Unterstützung für die Bewältigung der Syrienkrise aber ist sinnvoll."
Es gehe in der Diskussion über ein Ende der EU-Beitrittsgespräche nicht um den Abbruch der Brücken zur Türkei, "sondern darum, den Dialog auf eine ehrliche, praktische Grundlage zu stellen", unterstrich er. "Es gibt doch zahlreiche Themen, bei denen wir gemeinsam Fortschritte erzielen können: Energiepolitik, Terrorbekämpfung, Sicherheit, Umweltfragen oder die Kooperation in Wissenschaft und Forschung."
Die Türkei habe ein stärkeres Interesse an Marktzugang und Know-how-Transfer aus der EU als die EU umgekehrt an der Türkei, verdeutlichte er. Sicherheitspolitisch sei das Land mit seiner geografischen Lage und seiner großen Streitmacht ein wichtiger NATO-Verbündeter. Lambsdorff hob hervor: "Die Türkei grenzt an Syrien, den Irak und den Iran, hat fast drei Millionen Flüchtlinge aufgenommen und ist das einzige Land zwischen dem sunnitisch-schiitischen Krisenbogen im Süden und der EU im Norden. Das sollten wir nicht vergessen."
Merkels Türkei-Politik ist gescheitert
Die Türkeipolitik der Großen Koalition sei jedoch gescheitert, stellte Lambsdorff klar. Im Fall des türkischen Verfassungsreferendums sei die Bundesregierung herumgeeiert, statt klare Kante zu zeigen. Kurz vor der Wahl habe die Bundeskanzlerin jetzt beschlossen, die deutschen Soldaten vom Stützpunkt Incirlik abzuziehen. "Das ist ja in Ordnung, aber können wir uns darauf auch nach der Wahl verlassen? Die Politik der Kanzlerin wirft mehr Fragen im deutsch-türkischen Verhältnis auf, als sie Antworten gibt", konstatierte Lambsdorff.