FDPNSA-Skandal

Beziehung in Gefahr

Alexander Graf Lambsdorff
09.07.2014

FDP-Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff sieht das transatlantische Verhältnis durch die anhaltende NSA-Affäre und die jüngsten Enthüllungen zur US-Spionage in Deutschland gefährdet. Der Fall des mutmaßlichen Spions beim BND verschärfe jetzt deutsche Vorbehalte gegen die Amerikaner, stellte Lambsdorff mit Blick auf die lange Vorgeschichte des Überwachungsskandals klar. "Wenn man so will: The straw that broke the camel's back", erklärte er im Interview mit der "taz".

Lambsdorff, der zu Zeiten der Terrorangriffe auf das World Trade Center 2001 als Presseattaché der Deutschen Botschaft in Washington arbeitete, erinnerte an das damalige Klima der Angst in den USA. So lagerten auch er und seine Frau nach dem Anschlag Vorräte für einen künftigen Notfall in der Garage. "9/11 hat die psychische Einstellung einer ganzen Nation verändert", betonte der EU-Abgeordnete. Für ihn ist klar: Das Trauma wirkt bis heute.

Der Liberale durchleuchtete die sicherheitspolitischen Motivationen für die geheimdienstlichen Tätigkeiten der USA in Deutschland: Erst hatten sich die meisten der 9/11 Attentäter in der Bundesrepublik aufgehalten. Dazu kamen die Sauerland-Gruppe und Salafistenprobleme in manchen deutschen Städten. "Aus amerikanischer Sicht heißt das: Deutschland hat seine Sicherheitsbelange nicht ausreichend unter Kontrolle", erläuterte der FDP-Politiker. Die Vorgänge der USA hätten aber der deutsch-amerikanischen Freundschaft jetzt einen immensen Schaden hinzugefügt: "Die öffentliche Unterstützung in Deutschland für die transatlantischen Beziehungen bröckelt", warnte Lambsdorff.

Er wolle die Übergriffe der NSA nicht rechtfertigen, betonte Lambsdorff. Jedoch rückten durch den Skandal die Gemeinsamkeiten der beiden Staaten in den Hintergrund. Dazu zählten unter anderem der massenhafte Austausch von Urlaubern und Lernenden sowie die enge Kooperation von Unternehmen. Lambsdorff, der Vorstand des deutsch-amerikanischen Vereins Atlantik-Brücke ist, plädierte für die Rettung der Beziehung: "Deutschland und Amerika teilen ein gemeinsames Wertegerüst. Das sieht bei Indien, China oder Russland ganz anders aus."

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