24.05.2016Indien und China sind die beiden Supermächte Asiens. Im Streitgespräch für "freiheit.org" gingen Südasien-Experte Ruben Dieckhoff und China-Spezialist Armin Reinartz den Fragen nach, welchem Land die Zukunft gehört und auf wen Deutschland setzen sollte. Reinartz gab zu bedenken: "Wenn wir als Deutschland und Europa in der Welt ein faires und auf Recht basiertes System erhalten und ausbauen wollen, müssen wir China einbeziehen. An China kommt niemand vorbei, der Weltpolitik gestalten will." Dieckhoff hielt dagegen: "Wenn du ohne Not Konflikte vom Zaun brichst, wie im Südchinesischen Meer, kommt natürlich niemand an dir vorbei." Indien setze hingegen auf Kooperation statt Konflikt, argumentierte er: "Für Indien ist und bleibt Deutschland primär ein Wirtschaftspartner." Für exportorientiertes Deutschland sei Indien eine große Wette – und wenn diese aufgehe, werde Indien zukünftig mehr zu bieten haben als China, prognostizierte Dieckhoff.
Die Stiftungsexperten erläuterten auch, welchen Hauptproblemen die beiden Länder gegenüberstünden. China sei zwar in vielerlei Hinsicht weiter entwickelt als Indien, allerdings scheine das Potential der bisherigen Strategie erschöpft, konstatierte Reinartz. Die Bevölkerung sei Nepotismus, polizeistaatlicher Willkür und keinerlei Mitbestimmung über die Zukunft ihres Landes ausgesetzt – und jetzt breche auch das Wirtschaftswachstum ein. "Statt zu reformieren, zentralisiert Parteichef Xi Jinping alle Macht, steigert Zensur sowie Repressionsmaßnahmen und macht die Öffnung des Landes zunehmend rückgängig", kritisierte er.
Dieckhoff bestätigte, dass die Pressefreiheit im Allgemeinen in Indien deutlich besser sei als in China. "Aber es gibt auch gute Gründe, warum Indien regelmäßig nur als 'teilweise frei' in den Rankings von Reporter ohne Grenzen oder Freedom House geführt wird", betonte er. Auch das Leben für NGOs sei in den vergangenen Jahren kompliziert gewesen. Indiens größtes Problem sei jedoch weiterhin und auf Jahre hinaus die Armut und daraus resultierende Entwicklungen.
Trotzdem schätzte Dieckhoff ein, dass Indien das Land mit den größeren Zukunftschancen sei. "Die enorme Zunahme der Internetnutzung – jeweils 100 Millionen neue User in den vergangenen zwei Jahren – birgt riesiges Potential", hob er hervor. "Der Umsatz im Onlinehandel soll sich beispielsweise bis 2020 versiebenfachen. Insgesamt bietet die digitale Wirtschaft die größten Wachstumschancen." Für Reinartz hat China jedoch bessere Chancen, das künftige Machtgefüge der Region zu dominieren – wenn das Land sie auch tatsächlich nutzt. "Falls China nach Xi Jinpings großem Schritt zurück in der Lage ist, zwei große Schritte nach vorn folgen zu lassen, ist dem Land der Supermachtstatus nicht zu nehmen", unterstrich er mit Blick auf chinesische Unternehmen, die zu Weltakteuren geworden sind.
Aufstrebende Mächte im Fokus
Indien und China sind die beiden Supermächte Asiens. Im Streitgespräch für "freiheit.org" gingen Südasien-Experte Ruben Dieckhoff und China-Spezialist Armin Reinartz den Fragen nach, welchem Land die Zukunft gehört und auf wen Deutschland setzen sollte. Reinartz gab zu bedenken: "Wenn wir als Deutschland und Europa in der Welt ein faires und auf Recht basiertes System erhalten und ausbauen wollen, müssen wir China einbeziehen. An China kommt niemand vorbei, der Weltpolitik gestalten will." Dieckhoff hielt dagegen: "Wenn du ohne Not Konflikte vom Zaun brichst, wie im Südchinesischen Meer, kommt natürlich niemand an dir vorbei." Indien setze hingegen auf Kooperation statt Konflikt, argumentierte er: "Für Indien ist und bleibt Deutschland primär ein Wirtschaftspartner." Für exportorientiertes Deutschland sei Indien eine große Wette – und wenn diese aufgehe, werde Indien zukünftig mehr zu bieten haben als China, prognostizierte Dieckhoff.
Die Stiftungsexperten erläuterten auch, welchen Hauptproblemen die beiden Länder gegenüberstünden. China sei zwar in vielerlei Hinsicht weiter entwickelt als Indien, allerdings scheine das Potential der bisherigen Strategie erschöpft, konstatierte Reinartz. Die Bevölkerung sei Nepotismus, polizeistaatlicher Willkür und keinerlei Mitbestimmung über die Zukunft ihres Landes ausgesetzt – und jetzt breche auch das Wirtschaftswachstum ein. "Statt zu reformieren, zentralisiert Parteichef Xi Jinping alle Macht, steigert Zensur sowie Repressionsmaßnahmen und macht die Öffnung des Landes zunehmend rückgängig", kritisierte er.
Dieckhoff bestätigte, dass die Pressefreiheit im Allgemeinen in Indien deutlich besser sei als in China. "Aber es gibt auch gute Gründe, warum Indien regelmäßig nur als 'teilweise frei' in den Rankings von Reporter ohne Grenzen oder Freedom House geführt wird", betonte er. Auch das Leben für NGOs sei in den vergangenen Jahren kompliziert gewesen. Indiens größtes Problem sei jedoch weiterhin und auf Jahre hinaus die Armut und daraus resultierende Entwicklungen.
Trotzdem schätzte Dieckhoff ein, dass Indien das Land mit den größeren Zukunftschancen sei. "Die enorme Zunahme der Internetnutzung – jeweils 100 Millionen neue User in den vergangenen zwei Jahren – birgt riesiges Potential", hob er hervor. "Der Umsatz im Onlinehandel soll sich beispielsweise bis 2020 versiebenfachen. Insgesamt bietet die digitale Wirtschaft die größten Wachstumschancen." Für Reinartz hat China jedoch bessere Chancen, das künftige Machtgefüge der Region zu dominieren – wenn das Land sie auch tatsächlich nutzt. "Falls China nach Xi Jinpings großem Schritt zurück in der Lage ist, zwei große Schritte nach vorn folgen zu lassen, ist dem Land der Supermachtstatus nicht zu nehmen", unterstrich er mit Blick auf chinesische Unternehmen, die zu Weltakteuren geworden sind.
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