FraktionenÜbergriffe in Köln

Albers ist Bauernopfer des Innenministers

Marc LürbkeMarc Lürbke sieht den Innenminister in der Verantwortung
14.06.2016

Der Untersuchungsausschuss "Silvesternacht" ging am Montag in die nächste Runde: Als Zeuge vernommen wurde dieses Mal unter anderem der ehemalige Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers. Die NRW-Regierung hatte ihn eine Woche nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Hunderte Frauen und dem viel kritisierten Polizeieinsatz in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Auf die Frage des FDP-Abgeordneten Marc Lürbke, ob er sich als Bauernopfer fühle, mit dem das Innenministerium aus der Schusslinie genommen werden sollte, antwortete Albers indirekt mit einem Ja. Lürbke sieht sich in seiner Einschätzung der Landesregierung bestätigt.

Er habe von Beginn an gesagt, dass es sich die Landesregierung mit ihrer 'Schuld sind ganz allein die anderen'-Strategie "nicht nur unverschämt leicht macht, sondern ihr das irgendwann gewaltig auf die Füße fällt." Statt eines Bauernopfers hätte der Innenminister besser seine eigene Verantwortung öffentlich zur Diskussion gestellt.

Die Ausschussmitglieder wollten wissen, wann Albers welche Erkenntnisse über die Vorfälle hatte. Zwischen Weihnachten und Neujahr sei er im Urlaub gewesen, sagte Albers. Von den Vorfällen habe er erfahren, als er kurz nach Mitternacht von einer privaten Party aus auf der Leitstelle anrief, um ein frohes neues Jahr zu wünschen.

Spannend wurde es, als es darum ging, inwiefern das Innenministerium wirklich darauf bestand, dass die Kölner Polizei die öffentliche Kommunikation zur möglichen Tätergruppe klarstellt. Ministeriumsvertreter bis hin zu Ralf Jäger hatten stets betont, sie hätten Albers mit Nachdruck dazu aufgefordert. Jäger hatte sogar gesagt, der Hinweis wäre so deutlich gewesen, dass er eigentlich Erlass-Status gehabt hätte. Albers hingegen beteuerte, er habe keine deutliche Aufforderung wahrgenommen - lediglich den Hinweis, dass man nun auch über Flüchtlinge reden könnte.

Der Ex-Polizeipräsident sagte auch, er fühle sich heute als Sündenbock. Marc Lürbke arbeitet im Ausschuss weiter an der Aufklärung

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