SUDING-Interview: Ich mache mein Ding
Berlin. Die FDP-Spitzenkandidatin für die Hamburger Bürgerschaftswahl KATJA SUDING gab der „Bunten“ (aktuelle Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte PATRICIA LESSNERKRAUS:
Frage: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie nichts als Ihre Beine sahen?
SUDING: Etwas reduziert. Aber nachdem die „Tagesschau“-Chefredaktion sich entschuldigt hat, war der Fauxpas für mich erledigt. Außerdem konnte so ja jeder sehen: Ich habe sportliche Beine, da gelingt der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde umso leichter.
Frage: Ist Attraktivität in der Politik hilfreich?
SUDING: Das ist ein zweischneidiges Schwert. In meinem ersten Wahlkampf wurde ich häufig als die „schöne Katja“ tituliert. Das machte es nach der Wahl schwerer, politisch ernst genommen zu werden. Ich musste härter für diese Akzeptanz arbeiten als manche Kollegen. Andererseits bringt ein angenehmes Äußeres natürlich auch jede Menge Aufmerksamkeit. Allerdings ärgert es mich schon, wenn selbst nach Jahren erfolgreicher politischer Arbeit noch irgendwo vom „Postergirl aus Vechta“ geschrieben wird. Das ist sexistisch und ich wünschte mir, dass so was aufhört.
Frage: Deshalb Ihr Wahlkampfslogan: „Unser Mann für Hamburg“?
SUDING: Das ist doch ein geflügeltes Wort und kein Beitrag zur Genderdebatte. Das Plakat hat uns Aufmerksamkeit gebracht. Dadurch finden wir Gehör für unsere Themen.
Frage: Die da wären?
SUDING: Unsere Themen sind neben gesunder Wirtschaft und fließendem Verkehr vor allem solide Finanzen und beste Bildung. Im Bereich der Kinderbetreuung gibt es in Hamburg noch viel zu tun.
Frage: Sie sind die große Hoffnungsträgerin. Raubt Ihnen dieser Druck den Schlaf?
SUDING: Für mich ist das keine Last. Ich mag Herausforderungen, bin sehr neugierig und langweile mich, wenn zu viel Routine eintritt. Politik ist das ständige Auseinandersetzen mit neuen Situationen, für die man Lösungen finden muss. Das motiviert mich eher, als dass es mich belastet.
Frage: Woher nehmen Sie dieses Selbstbewusstsein?
SUDING: Die Menschen kennen mich inzwischen, wissen, wofür ich stehe, und schätzen meine Arbeit. Das sagen sie mir in den vielen Gesprächen, die ich in Hamburg führe. Wenn am Ende alles passt und es einen Koalitionsvertrag mit freidemokratischer Handschrift geben könnte, bin ich für eine rot-gelbe Regierung offen.
Frage: Haben Sie Lust auf Macht?
SUDING: Wenn Sie politisch etwas durchsetzen wollen, dann brauchen Sie einfach Macht. Für mich ist das ein positiv besetzter Begriff.
Frage: Sie sind gegen die Frauenquote. Vergraulen Sie damit nicht Wählerinnen?
SUDING: Wollen Sie eine Quotenfrau sein? Wollen Frauen das überhaupt? Ich stelle fest, dass immer mehr Frauen auch ohne Quote immer stärker erfolgreich sind, weil sie mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein als noch vor einigen Jahren ins Berufs- und Familienleben einsteigen.
Frage: Was macht Sie da so sicher?
SUDING: Nehmen Sie doch mich als Beispiel für ein emanzipiertes Leben. Ich mache mein Ding, habe kein Problem, in Führungspositionen zu gehen, lebe privat mit meinem Ehemann ein sehr gleichberechtigtes Familienmodell.
Frage: Sie haben sich doch von Ihrem Mann Christian getrennt, oder?
SUDING: Wir leben zwar nicht mehr zusammen, sind aber trotzdem eine Familie. Wir verstehen uns als Team und erziehen unsere Jungs gemeinsam, die aber bei ihm wohnen. Am Wochenende und in den Ferien sind sie fast ausschließlich bei mir. Oft unternehmen wir auch etwas zu viert.
Frage: Wie wichtig ist Ihnen Ihr Noch-Ehemann?
SUDING: Wir haben ein enges Verhältnis, reden viel. Auch in politischen Fragen schätze ich seine Meinung sehr.
Frage: Wie gehen Sie mit Enttäuschungen um?
SUDING: Aus allem, das nicht gut läuft, versuche ich zu lernen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn ich gelegentlich mal richtigen Frust habe, dann muss ich Sport machen, gehe joggen, schwimmen, auf den Crosstrainer oder mit meinen Kindern zum Klettern. Dabei powere ich mich richtig aus.