FDPGastbeitrag

Starke Integrationsmodelle statt Fremdenfeindlichkeit

Konstantin KuhleJuLi-Chef Konstantin Kuhle fordert konkrete Maßnahmen zur Integrationsförderung.
29.12.2014

In Dresden und anderen deutschen Großstädten schürt Pegida Ressentiments gegen Flüchtlinge und Einwanderer. Für JuLi-Chef Konstantin Kuhle ist es an der Zeit, die Fakten gerade zu rücken. Im Gastbeitrag für die "Huffington Post" stellt er klar: Den Pegida-Demonstranten gehe es nur unterschwellig um eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes. "Tatsächlich mischen sich Angst, Vorurteile und Rassismus mit einem Potpourri diffuser Gefühle aus Systemkritik und Abgehängtsein."

Kuhle erinnert daran, dass Anfang der Neunzigerjahre pro Jahr fast eine halbe Million Menschen nach Deutschland geflohen sind. "Von solchen Zahlen sind wir im Jahr 2014 weit entfernt", unterstreicht er. "Unabhängig davon, dass die Religion eines Menschen moralisch und rechtlich für seine Hilfsbedürftigkeit keinen Unterschied macht, handelt es sich bei einem großen Teil der aktuell nach Deutschland fliehenden Menschen gar nicht um Muslime, sondern etwa um Christen oder Jesiden", so Kuhle. Diese müssten dann mit langen Asylverfahren und Arbeitsverboten hadern.

Kampf um die Mitte der Gesellschaft

Kuhle hebt hervor, dass eine Mehrheit der Bürger weder bei Pegida noch bei den Gegenprotesten demonstrieren. "Zu dieser Gruppe aus der Mitte der Gesellschaft gehören auch Menschen und deren Nachfahren, die nach Deutschland eingewandert und muslimischen Glaubens sind." Der JuLi-Chef fragt sich: "Wie fühlen sich die Enkel von türkischen Gastarbeitern mit deutschem Pass, die als Erste in ihrer Familie studieren, wenn Politiker Verständnis für Pegida einfordern? Was hat ein kurdischer, arabischer oder persischer Kleinunternehmer muslimischen Glaubens, der für seine Familie und seine Mitarbeiter sorgen will, mit den Zerrbildern zu tun, die Pegida und so mancher Politiker in der Öffentlichkeit zeichnen? Was sagen wir einem Arzt mit irakischen Wurzeln, der bei uns seit Jahrzehnten Kranke heilt und sich nun ausgeschlossen fühlt?"

Für Kuhle ist klar: Die Integrationsförderung braucht starke Persönlichkeiten als Vorbilder. Dafür befürwortet der Jungliberale konkrete Maßnahmen wie eine zügige und weitreichende Doppelpass-Regelung für die Türkei und die Stärkung von Sprachkompetenzen – und nicht nur bei der deutschen Sprache. "Außerdem muss sich der öffentliche Dienst stärker um Migranten als Bewerber bemühen. Ob Lehrer, Richter oder Staatsanwälte - sie alle können Vorbilder und Anker der Integration sein", betont er. Auch das Bildungssystem müsse angepasst werden. "Wir sollten endlich dafür sorgen, dass für persönlichen Lebenserfolg nicht länger familiäre oder soziale Herkunft, sondern individuelle Leistung ausschlaggebend ist", fordert der JuLi-Chef.

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