FDPEinwanderungspolitik

Pegida bedroht Deutschlands innere Liberalität

Christian LindnerFDP-Chef Christian Lindner kritisiert die rückwärtsgewandte Ideen der Pegida-Bewegung.
12.03.2015

Im Interview mit der "NRZ" hat FDP-Chef Christian Lindner die deutsche Gesellschaft davor gewarnt, sich von Ressentiments bestimmen zu lassen. "Die innere Liberalität unseres Landes fordert Wehrhaftigkeit. Genauso gegenüber Islamisten, die Gotteskrieger rekrutieren, wie gegenüber der Miefigkeit von Pegida", unterstrich er mit Blick auf die anti-islamischen Demonstrationen, die aus Dresden ausgingen. Lindner sprach sich für Vielfalt und ein modernes Zuwanderungsgesetz aus.

Für den Liberalen ist eindeutig: Bei den Pegida-Protesten gehe es weniger um Einwanderung als um "Unbehagen über eine Welt, in der man sich nicht mehr hinter nationalen Grenzen verschanzen kann". Sowohl Pegida als auch die Euroskeptiker der AfD sieht Lindner als Gegner der Liberalität der deutschen Gesellschaft. "Wenn sich das Verständnis für die autoritäre Politik Putins, die Ablehnung des Freihandels mit Amerika und Ressentiments gegen Minderheiten mischen, dann werden Sorgen um das Gelingen der Integration missbraucht und zwar für rückwärtsgewandte, anti-liberale Politik", stellte er gegenüber der "Aachener Zeitung" klar.

Dabei dürfe die Antwort auf Ängste nicht Populismus oder falsches Verständnis sein, sondern sachliche Debatten und die Arbeit an tatsächlichen Problemen, so Lindner. FDP-Präsidiumsmitglied Michael Theurer schloss sich der Kritik an Pegida an und zeigte sich empört, dass AfD-Vize Alexander Gauland die Bewegung verteidigt hatte. "Ich finde es unerhört, was Gauland da mit Pegida macht", so der stellvertretende Vorsitzende der FDP im EU-Parlament gegenüber dem "Handelsblatt". Theurer forderte AfD-Chef Bernd Lucke auf, sich klar von Gaulands Äußerungen zu distanzieren. "Professor Lucke darf sich nicht länger wegducken", unterstrich Theurer.

Der Schlüssel ist Bildung

Lindner hob hervor, dass mehr Zuwanderung auch im nationalen Interesse Deutschlands sei. "In wenigen Jahren werden Millionen Fachkräfte fehlen, weil die Gesellschaft altert. Deutschland sollte sich die besten Bewerber aussuchen", forderte der Liberale. Dazu brauche das Land ein modernes Zuwanderungsgesetz nach kanadischem Beispiel. "Wer erstens gut ausgebildet ist, wer zweitens für seine Familie etwas mit Fleiß aufbauen will und drittens die Werte unseres Grundgesetzes teilt, dem sollten wir dann am Flughafen den roten Teppich ausrollen", unterstrich er.

Der FDP-Chef verwies auf die vielen individuellen Erfolgsgeschichten, die bewiesen hätten, dass der Schlüssel zu gelungener Integration die Bildung sei. Es sei deswegen ein Skandal, dass immer noch zu viele Jugendliche ohne Schul- und Berufsabschluss blieben. "Übrigens auch aus deutschen Familien, bei denen man dann genauso von nicht gelungener Integration sprechen muss. Deshalb müssen die Berufsschulen gestärkt werden – die FDP fordert seit Jahren Lehrerstellen und bessere Ausstattung", führte der Liberale aus.

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