FDPDoppel-Interview

Beine gewinnen keine Wahlen

Katja Suding und Lencke Steiner im DoppelinterviewKatja Suding und Lencke Steiner im Doppelinterview
24.04.2015

Die FDP-Spitzenkandidatinnen Katja Suding und Lencke Steiner machen im Doppelinterview in der „Welt“ klar, dass schöne Beine keine Wahlen gewinnen – Kompetenz und Authentizität hingegen schon. Suding, die für die FDP Hamburg ins Rennen geht, erklärte: „Wir sind gute Wahlkämpfer, wir kommen mit einer guten Kampagne aus dem Umfragetief.“ In Bremen will Steiner die Wähler mit klaren Aussagen zu Wirtschaftspolitik aufrütteln.

Der berühmt-berüchtigte Kameraschwenk über die Beine der Hamburger Spitzenkandidatin hat dem Dreikönigstreffen der Freien Demokraten extra Aufmerksamkeit beschert. Dies sei gut für die Partei, gab sie zu bedenken. „Jeder weiß aber auch, dass man mit Beinen keine Wahlen gewinnt, sondern mit guter Politik. Und die machen wir.“

Glaubwürdig, kompetent, sympathisch

Suding und Steiner sind sich einig, dass Aussehen und Erfolg nicht in direktem Zusammenhang stehen. „Viel wichtiger sind Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Sympathie“, macht die Hamburgische Freie Demokratin deutlich. „Angela Merkel ist hocherfolgreich, weil sie Ruhe und Beständigkeit ausstrahlt, nicht weil sie Modelmaße besitzt.“ In Hamburg sei sie nicht aufgrund ihres Looks die bekannteste Oppositionspolitikerin, sondern weil bekannt sei, dass sie für freiheitliche Werte einstehe. Steiner fügte hinzu, dass Authentizität in der Politik wichtiger sei als Attraktivität.

Für beste Bildung, fließenden Verkehr und Olympia

Der Grund für die steigenden Umfragewerte sei nicht „Beingate“, betonte Suding. „Wir sind gute Wahlkämpfer, wir kommen mit einer guten Kampagne aus dem Umfragetief.“ Der Bundestrends habe die Politik im Land überlagert, dies sei im Wahlkampf nun anders, „da ist das Interesse wieder da, die Leute fragen: Was habt ihr gemacht, was wollt ihr machen?“ Hierauf hat die Freie Demokratin eine klare Antwort: die Verkehrspolitik verbessern, die Bildungspolitik zukunftsfest machen, den Wirtschaftsstandort Hamburg nachhaltig stärken und Chancen für die Hansestadt mutig ergreifen.

Sudings Lieblingsbeispiel für die verfehlte Infrastrukturpolitik der SPD-Regierung ist das Busbeschleunigungsprogramm: „Über eine Viertelmilliarde für die Stilllegung des Verkehrs mit rückgebauten Busbuchten, eliminierten Parkplätze oder gefällten Bäumen- diese sogenannte 'Busbeschleunigung" ist eine Katastrophe für eine Handelsmetropole.“ Moderne Mobilität müsse mit zeitgemäßen Techniken wie intelligenten Ampeln oder Bus- und Bahn-Tickets per App organisiert werden können, stellte sie klar.

Eine sozialliberale Koalition ist für Suding eine interessante Option nach der Wahl am 15. Februar – bei der sie mindestens sieben Prozent holen möchte. „Es gibt inhaltliche Knackpunkte, aber wir sind so selbstbewusst zu sagen: Wir wollen unsere Ideen für bessere Bildung, fließenden Verkehr und solides Haushalten nicht nur in der Opposition vertreten, sondern in einer Regierungskoalition umsetzen.“

Bremer SPD-Regierung in Rente schicken

Steiner hat sich dafür entschieden, für die Freien Demokraten in den Wahlkampf zu führen, weil sie sich „als Unternehmerin und Vertreterin der Generation Y von den Parteien der Großen Koalition in Berlin überhaupt nicht mehr vertreten“ gefühlt habe. Diese Politik sei aus ihrer Sicht schädlich und bedürfe eines Korrektivs. Der Esprit und die Aufbruchstimmung bei den Freien Demokraten inspirierten sie.

In Bremen regierte seit 69 Jahren SPD, „das sagt vieles“, konstatierte Steiner. Aus ihrer Sicht ist es damit höchste Zeit, „die in die Rente zu schicken“. Das größte Hindernis auf diesem Weg sieht sie in der extrem hohen Politikverdrossenheit in Bremen. „Der schlechte Zustand der Stadt, die höchste Pro-Kopf-Verschuldung, die miserablen Schulen – das wird alles gar nicht mehr richtig wahrgenommen.“ Die Freien Demokraten in Bremen wollten aufzeigen, dass es so nicht mehr weitergehe. Das kurzfristige, an Amtsperioden orientierte Ausgabenprinzip werde dem Stadtstaat auf lange Sicht das Genick brechen, warnte Steiner.

Auch die Bremische Spitzenkandidatin hat eine Idee für die Zeit nach dem 10. Mai: Jüngste Wirtschaftssenatorin aller Zeiten werden. „Würde mir gut stehen, oder? Ich sage Ihnen im Mai Bescheid.“

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