FDPDas aktuelle Interview

Antworten auf liberale Zukunftsfragen

Christian LindnerChristian Lindner über den Umgang in seiner Partei, den Weg bis 2017 und die Rente mit 70.
20.05.2014

FDP-Chef Christian Lindner spricht mit dem „Bonner General- Anzeiger“ über den Umgang in seiner Partei, den Weg bis 2017 und die Rente mit 70. Mit Blick auf die Europawahl am Sonntag betont er: Alle anderen Parteien sagen zu Europa "Ja aber". Wir sagen zu Europa "Ja weil". Weil es Frieden sichert oder weil der Binnenmarkt unseren Wohlstand schafft.“

„Wir sind die einzigen, die der AfD Paroli bieten, während die CSU der sogar opportunistisch hinterherläuft.“ Für den Liberalen ist der Unterschied in der Haltung entscheidend. „Wer eine liberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik will, der kann nicht eine Partei wählen, die Ressentiments bedient." Gleichzeitig stellt Lindner klar: „Unser Hauptgegner sind die Parteien der großen Koalition, weil die nur noch unsolide Geld verteilen.“

Der FDP-Vorsitzende macht das unter anderem an den Rentenplänen der großen Koalition fest. Er kritisiert, dass die Parteien im Bundestag debattieren, ob das 63., das 67. oder das 70. Lebensjahr das richtige Rentenalter ist. „Ich finde, dass unsere Gesellschaft beim Ruhestand nicht mehr alle Menschen über einen Kamm scheren darf“, sagt Lindner und verweist auf das grade von der FDP beschlossene Modell: „Warum machen wir den Renteneintritt nicht wie in Skandinavien individuell verschieden? Unser Vorschlag: Zwischen 60 und 70 gibt es die Freiheit der Wahl. Wer länger bleibt, hat eine höhere Rente. Wer früher geht, hat eine niedrigere.“

Wir sind ein Team mit vielen Spielern

Mit Blick auf die Lage der FDP insgesamt ist Lindner zuversichtlich: „Wir sind ein Team mit vielen Spielern. Wo ich hinkomme, sind die Säle voll und die Menschen interessiert.“ Beim Prozess der Erneuerung wolle die FDP mit konkreten politischen Projekten deutlich machen, wo die Antwort der Liberalen auf bestimmte Fragen liegt. Neben der Rente ist das auch die Energiewende.

Lindner wirbt in diesem Zusammenhang erneut für einen europäischen Energie-Binnenmarkt: „Wir dürfen ein Buch in Luxemburg bestellen, aber wir dürfen unsere Energie nicht in den Niederlanden oder in Frankreich beziehen. Dabei könnte man mit einem europäischen Energie-Binnenmarkt zwölf Milliarden Euro im Jahr sparen. Europa sollte mit der Regulierung des Alltags aufhören und stattdessen die großen Fragen lösen.“

Den Blick in die Zukunft gerichtet, kündigt Lindner zudem die inhaltliche Diskussion über liberale Zukunftsfragen an. Zum Beispiel: „Wie sichern wir die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur - auch unter Nutzung von privatem Kapital? Wie ordnen wir die Finanzmärkte so, dass die Eigentümer und Gläubiger der Banken für ihr Geschäftsgebaren haften? Wie beenden wir die Dauersubventionen in der Energiepolitik?“ Das sei ein Prozess der programmatischen Schärfung, „den wir nach der Europawahl anstoßen wollen.“

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