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Ankara-Attacke muss Weckruf an Europa sein

Die türkische Hauptstadt Ankara. Bild: Stiftung für die FreiheitDie türkische Hauptstadt Ankara. Bild: Stiftung für die Freiheit
13.10.2015

Seit dem Bombenanschlag vor dem Hauptbahnhof von Ankara, die Hunderte Opfer forderte, steht die Türkei unter Schock. Im Hintergrundbericht schildert Hans-Georg Fleck, Projektleiter der Stiftung für die Freiheit in Istanbul, die zunehmende Polarisierung des Landes. In dem Massaker erkennt Fleck den gezielten Versuch, bürgerkriegsähnliche Verhältnisse herbeizuführen. Für Europa sei die Attacke darüber hinaus ein Weckruf: Die Türkei dürfe nicht auch noch im Sumpf nahöstlicher Gewalt versinken.

Zur Zielscheibe der zwei Selbstmordattentäter wurden zumeist junge Vertreter von linken, kurdischen und parlamentarischen Oppositionsgruppen, die gegen die Regierungspartei AKP demonstrierten. Im Verlauf der Schuldzuweisungen hätten die überlebenden Demonstranten die ansonsten bei Kundgebungen stets massive Präsenz der Sicherheitsorgane vermisst, berichtet Fleck. "Sie erinnerten sich an den Terrorakt in Suruc vom Juli 2015, bei dem rund 30 jugendliche Teilnehmer einer Versammlung kurdischer und linker Organisationen einem Selbstmordattentäter zum Opfer gefallen waren, ohne dass der türkische Sicherheitsapparat es danach vermocht hatte, Licht in das Dunkel der Hintermänner zu bringen", erläutert der Stiftungsexperte.

Fleck kommt zum ernüchternden Schluss: Keiner habe die in Ankara versammelten Demonstranten, beziehungsweise die hinter ihnen stehenden Organisationen, voran die kurdische HDP, so sehr als "Staatsfeinde" und "Handlanger des Terrorismus" diffamiert wie Staatschef Recep Tayyip Erdoğan. "Dem großen Polariserer traut heute so mancher zu, dass ihm zum Erhalt der Macht nahezu jedes recht sein könnte – und wenn es nur ein Profitieren von wachsender innerer Unsicherheit wäre", führt er aus. Auch wenn die Täterschaft dem Umfeld der IS-Miliz zuzuordnen sei, unternehme Erdoğans Regime – nicht zuletzt wegen der Feindschaft zwischen dem IS und den Kurden – viel zu wenig gegen die Machenschaften der IS-Terroristen.

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